Das Kaufverhalten hat sich als Folge der Pandemie verändert. Im Jahr 2020 stieg der Umsatz im elektronischen Handel weltweit um mehr als 140 % [1]. Online-Shopping gehört heute zum Alltag der Verbraucher. Um diesen neuen Verhaltensweisen gerecht zu werden, müssen sich die Retailer anpassen, indem sie ein digitales Einkaufserlebnis in Ergänzung zu ihren physischen Läden anbieten. Das Marketplace-Modell ist am besten geeignet, um die Erwartungen der Kunden zu erfüllen bzw. ihnen zu entsprechen.
Als Plattform für den Online-Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen stellt der Marketplace eine direkte Verbindung zwischen Käufern und Verkäufern her, unabhängig davon, ob es sich um Gewerbetreibende oder Privatpersonen handelt. Der Unterschied zu einer klassischen E-Commerce-Website besteht darin, dass der Verbraucher mit wenigen Klicks Zugang zu einer Vielzahl von E-Händlern auf demselben Online-Platz hat. Die Verkäufer, die auf diesen Plattformen ihr Sortiment anbieten, profitieren von den Besucherzahlen und erreichen direkt einen viel größeren Kreis an neuen Kunden.
Weltweit wurden im Jahr 2020 mehr als die Hälfte aller E-Commerce-Verkäufe (62 %) auf solchen Marktplätzen getätigt [2]. Warum ein solcher Erfolg? Weil dieses Geschäftsmodell genau dem Bedürfnis der Verbraucher entspricht, eine nahezu unbegrenzte Auswahl an Produkten und Marken an einem Ort zu haben, zu wettbewerbsfähigen Preisen und direkt an ihre Haustür geliefert zu bekommen.
Dies ist das Versprechen des Marketplace-Modells für die kommenden Jahre: die Verbesserung des phygitalen Einkaufserlebnisses durch einen einheitlichen Handelsansatz.
Auf dem Weg zu einem einheitlichen phygitalen Einzelhandel
Die Gewohnheiten haben sich geändert, die Prioritäten aber auch. Website, mobile App, Social Selling, Connected Store, virtuelle oder erweiterte Realität, Click-and-Collect... Willkommen im phygitalen Zeitalter, der perfekten Kombination aus physischem Handel (Einzelhandel) und digitalem Handel (Internet), dem der Marketplace eine neue Dimension verleihen wird. Wie wird dies erreicht? Dadurch, dass dem Kunden eine Plattform angeboten wird, die rund um die Uhr zur Verfügung steht und ihm ermöglicht, auf die Produkte zuzugreifen und die Liefermethoden zu wählen, die ihm am besten passen.
Perfekt in dieses phygitale Modell integriert, kombiniert der Marketplace das Beste aus beiden Welten: Die Sortimentstiefe eines Online-Katalogs mit dem Näheverhältnis, das den physischen Handel ausmacht. Als Retailer bietet sich Ihnen die einmalige Gelegenheit, alle Bedürfnisse Ihrer Kunden auf einer Plattform zu bündeln und Marktführer zu werden. Indem Sie den Verbrauchern alle Produkte, nach denen sie suchen könnten, an einem Ort anbieten, verringern Sie das Risiko, dass sie sich bei der Konkurrenz umsehen.
Um sich jedoch von der Masse abzuheben und Ihren Mitbewerbern eine Nasenlänge voraus zu sein, müssen Sie ein nahtloses Einkaufserlebnis bieten: eine intuitive und benutzerfreundliche Oberfläche, eine breite Produktpalette, mehrere Lieferoptionen, einen ausgezeichneten Kundendienst usw. Alle diese Faktoren sind notwendige Voraussetzungen, um Ihren Käufern die perfekte digitale Angebotserweiterung zu bieten. Je mehr Sie antizipieren, desto mehr können Sie sicherstellen, dass Ihr Angebot den Erwartungen der Kunden entspricht und die DNA Ihrer Marke widerspiegelt.
Wenn Sie Ihren Katalog für neue Verkäufer öffnen, bedeutet das nicht, dass Sie Ihre Positionnierung aufgeben. Im Gegenteil! Der Marketplace ermöglicht es Ihnen, Ihr Geschäft auszubauen, indem Sie Ihr Portfolio mit Produkten erweitern und vervollständigen, die ganz im Einklang mit Ihrer Markenwelt stehen.
Der Marketplace als Trendsetter
Der Start eines Marketplace ist Teil der Phygitalstrategie von Marken. Indem Sie das Feld der Möglichkeiten durch ein nahezu unbegrenztes Angebot an Produkten und Dienstleistungen öffnen, die mit wenigen Klicks zu erreichen sind, erfüllen Sie die Erwartungen der heutigen Verbraucher. Aber Sie verschaffen zudem auch Ihrem Geschäft Aufwind: Sie erweitern Ihr aktuelles Angebot um neue Produkte, erreichen neue Kunden und erschließen neue Märkte, manchmal über Ihre Grenzen hinaus.
Ein weiteres Plus: Sie stärken die Verbindungen zwischen Ihrer Markenplattform und Ihren physischen Läden. Eine im Internet aufgegebene Bestellung kann zum Beispiel im Laden abgeholt (und ausprobiert) werden. Oder eine Option (Größe, Farbe...), die im Laden nicht verfügbar ist, kann direkt auf Ihrem Marketplace bestellt werden, ohne dass der Kunde im Internet nach dem richtigen Artikel suchen muss.
Der Marketplace wird so zu Ihrem Ass im Ärmel in einem völlig disruptiven Markt. Das Modell zwingt Sie, zuzuhören und mit den Erwartungen der Verbraucher Schritt zu halten, deren Ansprüche an das digitale Erlebnis ständig wachsen.
Indem Sie Drittanbietern die Möglichkeit geben, Ihr eigenes Produktangebot abzurunden, kommen Sie den Kundenbedürfnissen noch mehr entgegen, da Sie Ihre Sichtbarkeit und Ihre Produktpalette erhöhen. Sie optimieren auch Ihre Preispositionierung, indem Sie Wettbewerb in Ihr eigenes Ökosystem einführen. Kurz gesagt, Sie werden zu einer führenden Zielseite und einer führenden Marke.
Vorbei sind die Zeiten, in denen die Retailer ihre Strategie reaktiv und auf der Grundlage ihrer Umsatzentwicklung erarbeitet haben. Der Marketplace bewirkt jetzt einen tiefgreifenden Paradigmenwechsel. Das extrem breite Produktsortiment bietet dem Kunden die Möglichkeit, seinen eigenen Bedarf festzulegen und damit Trends zu schaffen. Die Fähigkeit, diese Trends zu generieren und zu verstärken, wird der Schlüssel zum Erfolg Ihres Marketplace sein.
Der Marketplace bereichert das Einkaufserlebnis
Das Plattformmodell erfindet daher den Kaufprozess völlig neu, von der Bestellung bis zur Lieferung auf der letzten Meile, was für die Kundenzufriedenheit von größter Bedeutung ist. Das Produktangebot allein reicht für den Erfolg nicht mehr aus: 76 % der Verbraucher möchten die Lieferung ihrer Einkäufe in Echtzeit verfolgen können [3].
Eine Forderung, die für einen Verkäufer, dessen Kerngeschäft nicht die Logistik ist, schwer zu erfüllen sein kann. Sieben von zehn Retailern halten die Lieferkette für besonders komplex, da beispielsweise der internationale Versand eines Pakets mehr als fünfundzwanzig Personen und zweihundert Interaktionen umfasst [4]. Infolgedessen haben 94 % der Unternehmen keinen vollständigen Einblick in ihre gesamte Lieferkette [5].
Durch die Gewährleistung einer lückenlosen Rückverfolgbarkeit, unabhängig von der vom Kunden gewählten Liefermethode, haben Sie einen echten Wettbewerbsvorteil: 92 % der europäischen Käufer im Internet sind eher geneigt, online zu bestellen, wenn sie die Liefermethode wählen können [6].
Die Lieferung nach Kundenwunsch ist nicht länger eine Option, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor. Sorgen Sie also dafür, dass Sie das bestmögliche Erlebnis bieten. Kostenlose Lieferung, Expresslieferung, Lieferung in den Laden, Einhaltung der Lieferfristen, Paketverfolgung, Rücksendemanagement usw. sind alles Faktoren, die Sie berücksichtigen sollten, um Kundenzufriedenheit zu gewährleisten.
Die Pandemie bedeutet einen Wendepunkt in der Art und Weise, wie wir konsumieren, und alle Retailer sind dringend aufgefordert, die digitalen Wende einzuleiten. Der Marketplace bietet eine einzigartige Gelegenheit, sich mit moderaten Investitionen und einem Geschäftsmodell, das hauptsächlich auf variablen Kosten basiert, umzustellen. Der Start eines Marketplace eröffnet zwar den Weg in eine neue Ära des E-Commerce, stellt die Retailer aber auch vor zahlreiche Herausforderungen. Da gibt es beispielsweise die Notwendigkeit, eine globale Strategie zu entwickeln, die alle Bereiche einbezieht: Marketing, Verkäufer, Sortiment, Finanzströme usw. und vor allem die Mitarbeiter. Eine dauerhafte und nachhaltige Umgestaltung des Handels wird nur mit dem Engagement aller am Einzelhandel Beteiligten möglich sein.
[1] Laut Bericht « 2020, l’année du ecommerce », Wix, Dezember 2020
[2] Digital Commerce 360, März 2021
[3] Weltweite Studie von Selligent Marketing Cloud zu « Les consommateurs et les marques, ce que la pandémie a changé », September 2020
[4] GEODIS unveils its 2017 Supply Chain Worldwide survey
[5] GEODIS unveils its 2017 Supply Chain Worldwide survey
[6] Laut der E-shopper Barometer 2018 von DPDgroup, von Kantar TNS in 21 europäischen Länderneuropéens